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20 Jahre - HAPPY BIRTHDAY

In diesem Jahr feierte unser Tageszentrum sein 20jähriges Bestehen. Im August veranstalteten wir ein großes uns schönes Sommerfest, zu dem jeder Besucher Freunde oder Familienmitglieder einladen konnte. Gemeinsam feierten wir unseren 20. Geburtstag auf der Wiese vor dem Tageszentrum unter Bäumen und mit einem fantastischen Buffet.

Mit einer Feier wollten wir es noch nicht gut sein lassen und nutzen den Anlass für einen Fachtag. Am 18.10. hielt Herr Dr. Kupka einen Vortrag zum Thema "Gesund werden um zu arbeiten oder arbeiten um gesund zu werden?", an dem Vertreter des Bezirk Unterfrankens, verschiedener jobcenter, der Agentur für Arbeit und aus Bildungseinrichtungen teilnahmen. Zudem kamen zahlreiche Gäste aus der sozialpsychiatrischen Versorgungslandschaft in Unterfranken. Wir freuen uns über den regen Austausch und hoffen darauf, dass Kontakte für die zukünftige Vernetzung geknüpft werden konnten. Der Ausklang fand im Café BALTHASAR statt, mit Canapés, Kaffee, Kuchen und interessanten Gesprächen.


Gesund werden um zu arbeiten oder arbeiten um gesund zu werden? Tageszentrum des Aufwind e. V. feiert 20-jähriges Bestehen.

Mit einem Festvortrag und einem anschließenden Beisammensein der Gäste im Café Balthasar feierte der Aufwind e. V. am 18. Oktober das 20-jähirge Bestehen seines Tageszentrums. Das Tageszentrum bietet (chronisch) psychisch erkrankten Menschen eine regelmäßige verlässliche Hilfe zur Tagesstrukturierung. Zuständiger Kostenträger ist der Bezirk Unterfranken. In seiner Richtlinie „Tagesstätten“ wird die Zielgruppe und die Hilfestellung des Tageszentrums wie folgt beschrieben: „Bei dem Personenkreis handelt es sich um psychisch kranke Menschen und psychisch behinderte Menschen und von einer solchen Behinderung bedrohte Menschen … die Maßnahmen der Eingliederungshilfe … benötigen. (Sie) … benötigen nicht nur betreute Wohnformen, sondern auch eine sinnvolle Tagesgestaltung (tagesstrukturierende Maßnahmen), zu der sie ohne Hilfe von außen nicht in der Lage sind.“

Wenn eine der Betroffenen danach gefragt wird, was ihr im Tageszentrum geholfen habe, liest sich das dann so: „Vor allem die Unterstützung durch das Personal, die Anleitung, was zu tun ist. Der Zuspruch wenn was toll war, also Lob. Auch Kritik, wenn etwas nicht so toll war, das wieder annehmen zu können. Im Ganzen vor allem die Struktur zum geregelten Tagesablauf, dass ich nicht mehr so sehr mit mir selber beschäftigt war, sondern wieder einen Blick für andere und andere Dinge hatte. Die Gemeinschaft, in der Gruppe war sehr schön, es hat mir sehr geholfen, sich untereinander austauschen. Das gemeinsam Sport machen auf der Wiese, zum Beispiel Volleyball oder Federball. Sich gemeinsam zu bewegen und körperlich wieder fit zu werden. Auch der Austausch am Anfang der Woche über das Wochenende und auch sich gegenseitig in der Freizeit zu besuchen. Auch natürlich die Ausflüge, vor denen ich anfangs Angst hatte, wo hinzugehen, wo man sich nicht auskennt. Da hat die Gruppe Halt gegeben und man hat sich wieder mehr getraut.“

Es geht für die Betroffenen, die häufig eine (zeitlich befristete) Erwerbsminderungsrente beziehen und (vorübergehend) krankheitsbedingt nicht in der Lage sind einer Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nachzugehen, um Tagesstrukturierung, soziale Einbindung, Förderung. Für einige bedeutet der Besuch des Tageszentrums eine langfristige Hilfe, für andere ist es ein Zwischenschritt in eine nächste Maßnahme, zum Beispiel die Mitarbeit im Zuverdienstbetrieb Café BALTHASAR mit dem Ziel der Rückkehr in ihren früheren Beruf, oder in eine andere Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt oder in einer Werkstatt für psychisch behinderte Menschen.


Foto Aufwind e. V - v. l.: Mirjam Kirschner, Dipl. Sozialpädagogin und Leitung Tageszentrum, Christa Seyfried, Hauswirtschaftsmeisterin Tagezentrum, Verena Heymanns, Sozialarbeiterin B.A. Zuverdienstbetrieb Café Balthasar, Ute Kindermann, Ergotherapeutin Tageszentrum

Dass dies über die zurückliegenden 20 Jahre immer wieder gut gelungen ist und dass dabei viele Partner kooperierend und hilfreich zur Seite standen, das wurde nun gefeiert. Der Vorsitzende des Aufwind e. V., Paul Strobel, begrüßte die ca. 80 Gäste und bedankte sich bei den politisch Verantwortlichen des Bezirks Unterfranken sowie und bei der Leitung und Verwaltung des Psychiatrischen Krankenhauses Werneck, insbesondere beim Ärztlichen Direktor Prof. Dr. Hans-Peter Volz, dem Pflegedirektor Thilo Staab und dem Leiter der Finanzverwaltung Günther Strobel für die vertrauensvolle Zusammenarbeit der vergangenen Jahre. Prof. Dr. Hans-Peter Volz brachte in seinem Grußwort die Anerkennung für die geleistete Zusammenarbeit zum Ausdruck und bewertet insbesondere die Zusammenarbeit zwischen dem Tageszentrum und der Psychiatrischen Institutsambulanz als sehr gelungen und effizient im Sinne der Patienten. Wenn es das Tageszentrum nicht gäbe, so Volz, müsste es geradezu erfunden werden. Ebenso lobte die Bezirksrätin und Behindertenbeauftragte des Bezirks Unterfranken, Karin Renner, das langjährige Engagement des Aufwind e. V. und sicherte ihre weitere Unterstützung – und die des Bezirks Unterfranken – zu.

Für etwas Spannung sorgte Dr. Peter Kupka, der Hauptreferent des Nachmittags, der wegen Autobahnstau und Umleitung(en) der B 19 erst 50 Minuten nach Beginn der Veranstaltung eintraf. Allerdings war die Zeit gut genutzt, um durch Mirjam Kirschner, der Leiterin des Tageszentrums, und Verena Heymanns, der Verantwortlichen für die ZuverdienstmitarbeiterInnen im Café BALTHASAR, diese beiden Arbeitsfelder des Aufwind e. V. kurz vorzustellen und die Fragen der Gäste zu beantworten. Dr. Kupka vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit beleuchtete in seinem Vortrag das Zusammenspiel von Jobcentern, den Institutionen des sozialpsychiatrischen Versorgungsnetzes und den psychisch erkrankten „Kunden“/“Patienten“/“Klienten“ bei der Bewältigung ihres beruflichen Wiedereinstiges. Die Studie „Psychisch Kranke im SGB II: Situation und Betreuung“, die Dr. Kupka mit weiteren Beteiligten durchgeführt hat, führe zu folgenden Handlungsempfehlungen:

In den Jobcentern bedürfte es bei den Integrationsfachkräften besserer Handlungsanleitungen für die Beratung psychisch Erkrankter. Es sollte eine zusätzliches „Profiling“ zu Gesundheit eingeführt, und der direkte Kontakt der Betroffenen zu den BeraterInnen erleichtern werden. Statt eine (vollständige) Genesung abzuwarten, sollten auch bei noch vorhandenen krankheitsbedingten Einschränkungen bedarfsgerechte Maßnahmen der beruflichen Wiedereingliederung mit Anschlussperspektiven angeboten, durchgeführt und eng(er) begleitet werden. Das sogenannte „Fallmanagement“ dürfte insbesondere bei psychisch erkrankten Menschen nicht weiter zeitlich befristet werden und Sanktionen, z. B. Kürzungen des Arbeitslosengeldes II, bei Nichtmitwirkung der Betroffenen sollten sehr sorgfältig geprüft und eher „im Sinne der Betroffenen“ mit Umsicht auf die möglichen negativen Folgen für ihren Integrationsprozess angewandt werden. Versäumte Termine z. B. wegen depressiver Symptome, Ängste oder Antriebsminderung dürften sich nicht zum Nachteil auswirken.

Dr. Kupka plädiert zudem für eine deutlich bessere Kooperation zwischen den Jobcentern und den (sozial)psychiatrischen Institutionen, wobei er den Institutionen des psychiatrischen Versorgungsnetzes zur Aufgabe macht „Arbeit“ im Behandlungskontext frühzeitig und konsequent zu thematisieren, die berufliche Eingliederung als Qualitätsindikator zu werten, Ressourcen und Potentiale für eine berufliche Förderung (Selbstvertrauen, Motivation, Interesse) gezielt zu stärken und Rückfallprophylaxe zur Stabilisierung anzubieten und durchzuführen. (Eine pdf-Datei seines Vortrages ist bei Interesse über das Tageszentrum des Aufwind e. V., tageszentrum@aufwind-ev.de, zu erhalten.)

Wie dann ein positiver Verlauf einer beruflichen Förderung von einer Betroffenen, die den Wechsel vom Tageszentrum in den Zuverdienstbetrieb erfolgreich bewältigen können, beschrieben wird, liest sich so: „Mir geht’s sehr gut. Ich habe eine geregelte Arbeitszeit. Unter Anleitung zu arbeiten nimmt einem viel Verantwortung ab. Man kann eigenverantwortlich arbeiten, aber es guckt noch einer drüber. Und man bekommt Zuspruch und Rückmeldungen. … Was mir gut tut ist, dass ich mich um Leute kümmern kann, das Bedienen an der Theke, Kunden helfen, wenn sie das Tablett nicht tragen können. Vor dem Kassieren hatte ich Angst, aber das klappt jetzt super. Mir wird mittlerweile viel mehr zugetraut alleine zu machen. Ich soll dann teilweise gar nicht mehr fragen, wie ich einen Salat anrichte, sondern werde ermutigt, es einfach zu machen. Und wenn er beim Abschmecken passt, geht er so raus. …. Ich muss auch sagen, das Durchhaltevermögen, das ich im Tageszentrum trainiert habe, hat sich durchgezogen ins Café. Das Training hierfür war sehr gut.“

Dr. Kupka brachte es in Laufe der Veranstaltung mit einem Zitat von Douglas Bennet auf den Punkt: „Es gibt nichts Integrativeres als die Arbeit. Nur Arbeit schafft es, dass Zugehörigkeit zur Gesellschaft – also Teilhabe im engeren Sinne – realisiert wird“. Im diesem Sinn bietet das Tageszentrum einen ersten und wichtigen Schritt. Prüfen und nutzen Sie als Betroffene dieses Angebot, prüfen Sie als Arzt, Psychotherapeut, Sozialpädagoge und Fachkraft des Sozialpsychiatrischen Versorgungsnetzes, ob für Ihre Klienten/Patienten das Tageszentrum ein Anfang sein könnte – mit dieser Empfehlung von Mirjam Kirschner schloss Paul Strobel die Vortragsveranstaltung und bat die Gäste zum weitern Austausch bei einem Imbiss in das Café BALTHASAR.

Informationen und Kontakt: www.aufwind-ev.de

Autor: Paul Strobel; Foto: Aufwind e. V.

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